Das neue Festival der Theatercompagnie wortwiege, »Europa in Szene«, widmet sich vom 14. 9. bis 16. 10. europäischen Mythen und Narrativen in Kunst und Wissenschaft. Stücke, Reden und Dialoge zu Macht und Ohnmacht sowie fundamentalen gesellschaftlichen Umbrüchen werden unter dem Motto »Denk Macht Neu« in den historischen Kasematten Wiener Neustadt geboten. Im Zentrum des Festivals stehen Stücke von zwei Regisseur:innen, die einen aktuellen Blick auf klassische Stoffe werfen: Azelia Opak zeigt mit Shakespeares Coriolanus die Geburtsstunde des Populismus, die den unbeugsamen »idealen Soldaten« zu Fall bringt. Die römische Gesellschaft geht in eine Zeit, in der das Lob der Taten mehr bedeutet als die Taten selbst. Coriolanus gerät ins Spannungsfeld zwischen Krieg, der Frieden bringen soll, und neuen Formen des Machtmissbrauchs. Shakespeare überlässt es dem Publikum, die Wahl der Mittel als ehren- oder grauenvoll, gerechtfertigt oder fatal einzuschätzen. Mit Totentanz von August Strindberg bringt Uwe Reichwaldt einen Zweiteiler generationenübergreifender Machtspiele auf die Bühne. Die Ehe des Festungskommandanten Edgar mit der Schauspielerin Alice gleicht einem Tanz, der beide zerstört und zugleich am Leben hält. Als Cousin Kurt wie ein Besucher aus der Vergangenheit auftaucht, bringt er neuen Schwung ins toxische Spiel des Paares. In Totentanz II spielen die Kinder die Spiele ihrer Eltern weiter, erben den Totentanz.