In Taiwan heftig diskutiert, avancierte The Chronicles of Libidoists gerade wegen seiner expliziten Sexszenen zum Kassenschlager – mit über 110 Millionen US-Dollar Einspielergebnis. Im Zentrum stehen vier Menschen, lose verbunden durch ein Internetforum für ausschweifende sexuelle Fantasien. Dan, Betreiber des Forums, verheimlicht seine außerehelichen Beziehungen – vor allem zu Transfrau Xiao Lu – vor seiner Tochter. Xiao Lu wiederum vertraut sich Bai Q an, Tochter eines reichen Bestatters, die kurz vor der Hochzeit steht, ihre wahren Bedürfnisse aber im BDSM mit einem Mann namens Uber Dick auslebt. Der verdient damit sein Geld, kämpft jedoch selbst mit Beziehungsproblemen und dem Überleben seines Spielsalons.

Mit entwaffnender Offenheit erzählt der Film von Lust, Identität und urbaner Einsamkeit – und stellt dabei die Frage: Kann Sex mehr sein als körperliches Vergnügen, vielleicht sogar ein Ausweg aus der existenziellen Isolation? Ganz im Sinne von Peaches’ „Fuck the pain away“ ist Yang Ya-ches vierter Spielfilm ein mutiges, formal kraftvolles Statement über Intimität und Sehnsucht im digitalen Zeitalter.

YANG YA-CHE
Yang Ya-che etablierte sich mit Orz Boyz! (2008) als eine der wichtigsten Stimmen des taiwanischen Kinos. Es folgten der vielfach ausgezeichnete Girlfriend, Boyfriend (2012) und The Bold, the Corrupt, and the Beautiful (2017), der den Golden Horse Award für den besten Spielfilm gewann. The Chronicles of Libidoists (2024) ist sein bislang provokantestes Werk.